
UNBLOCK DESIGN 2025 – Rückblick auf den Fachtag für verantwortungsvolles Gestalten
Vergangene Woche, am 15. Mai, fand im SAE Institute Hannover: UNBLOCK DESIGN, unser Fachtag für verantwortungsvolles Gestalten, statt. Der Fachtag brachte über 70 Teilnehmende aus Design, Wirtschaft und Verwaltung zusammen. Mit Workshops, Keynote, Paneldiskussion und einer ganztägigen Best-Practice-Ausstellung haben wir an diesem Tag ein Signal gesetzt: Verantwortung im Design heißt, Barrieren abzubauen, Perspektiven zu vereinen und zukunftsorientierte Lösungen zu entwickeln – und das geht weit über gesetzliche Vorgaben hinaus.
Intensive Workshops und Praxisimpulse
Nach der kurzen Eröffnung durch Mareike Sperzel und Annalena Reeke vom kreHtiv Netzwerk Hannover e. V. startete am Vormittag die Workshop-Phase. Vier Formate luden zum Mitmachen ein und boten Raum für Wissenstransfer:
- Barrierefreies Brand Design – Inklusion von Anfang an
Wer barrierefreie Websites und Kommunikationsmittel gestalten will, sollte nach Möglichkeit schon beim Brand Design ansetzen. In diesem Workshop haben die Teilnehmer*innen gelernt, welche Gestaltungsentscheidungen die digitale Barrierefreiheit beeinflussen und wie man diese in der Erstellung des Brand Designs von Anfang an mitdenkt. Und nicht nur das: Am Nachmittag haben die Teilnehmer*innen dann in Kleingruppen eigene barrierearme Brandings entwickelt. Geleitet wurde der Workshop von Franzisca Fuchs (SENF.). - Einfache Sprache zwischen KI und DIN ISO 24495–1
Mit der DIN ISO 24495 – 1 und dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz sind spätestens ab dem Sommer 2025 eine Vielzahl von Anbietenden zur Barrierefreiheit und zur Verwendung Einfacher Sprache gesetzlich verpflichtet. In diesem Workshop von Dr. Sarah Ahrens, freiberufliche Übersetzerin für Einfache und Leichte Sprache sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Hildesheim, lernten die Teilnehmenden, wie die KI sie in Redaktionsprozessen unterstützen kann. Nach einem Input zu den Regeln der Einfachen Sprache, vertieften sie ihr Wissen in praktischen Übungen. - Sind alle im Bild? Workshop für einen diversitätssensiblen Umgang mit Fotografie
Wie können wir die gesellschaftliche Diversität bildlich wiedergeben und welche Bilder fehlen hierzu? Der Workshop griff die Frage auf, wie eine inklusiv orientierte Fotografie gelingen kann. Anhand konkreter Beispiele arbeiteten die Teilnehmenden heraus, wie Fotografie zur Sichtbarkeit einer diversen Gesellschaft beitragen kann und worauf dabei geachtet werden kann. Wie etwa können wir marginalisierte Gruppen adäquat repräsentieren, diskriminierende Darstellungen vermeiden und reflektiert mit Stereotypen umgehen? Durchgeführt wurde der Workshop von Julius Matuschik vom CAMEO Kollektiv. - Barrierefreiheit meets Branding: Herausforderung und Chance für Unternehmen.
Der Workshop von Frederik Wilken & Marcus Morczinietz (wirDesign AG) richtete sich vor allem an Unternehmensvertreter*innen: Barrierefreiheit umzusetzen, erfordert Zeit, Personal und Geld. Unternehmen, Agenturen und Kund*innen haben jedoch unterschiedliche Ansprüche und Perspektiven auf das Thema. In dem Impulsvortrag wurden Praxisbeispiele aufgezeigt und im Debattierclub spielerisch Blickwinkel erprobt, um Argumente zu schärfen und neue Lösungswege zu entdecken.
Mehr Details zu jedem Workshop und weiterführende Materialien finden sich auf der VNKK-Website.






Wissen, Austausch & Lernen
Am Nachmittag begrüßte Anne Bleimeister (stellv. Referatsleitung Tourismus und Kultur, Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung) das Publikum. Sie unterstrich, wie wichtig der Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Kreativwirtschaft ist, um inklusives Gestalten voranzubringen.
Design ist nie neutral – Keynote von Miriam Horn-Klimmek (BDG)
Kommunikationsdesignerin und Referentin für Verantwortung im Design beim BDG, Miriam Horn-Klimmek, eröffnete das Bühnenprogramm mit einer Keynote zum Thema:„Mit Verantwortung gestalten – Warum bewusstes Design unsere Zukunft sichert". Sie sprach darüber, dass Design nie neutral sein kann – ähnlich wie man „nicht nicht kommunizieren" kann. Design beeinflusst, wer gesehen wird, wer mitmachen kann und wer ausgeschlossen bleibt. Unsere Aufgabe ist es, Prozesse so zu gestalten, dass sie inklusiv, nachhaltig und zukunftsorientiert sind.
Ihre Rede legte einen motivierenden und emotionalen Grundstein für den weiteren Abend und zeigte, wie Designentscheidungen weitreichende gesellschaftliche Wirkungen haben.


Impuls & Paneldiskussion
Anschließend lieferte Tobias Roppelt (Gehirngerecht Digital GmbH) einen praxisnahen Impuls zum Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG). In der anschließenden Paneldiskussion diskutierten unsere Expert*innen Sandra Pilz (Schriftdolmetscherin), Marcus Morczinietz (wirDesign AG), Mathias Knigge (EDAD – Design für Alle Deutschland e.V.) und Tobias selbst folgende Fragen:
- Inwiefern hilft das Barrierefreiheitststärkungsgesetz Betroffenen wirklich?
- Welche konkreten Hürden und Chancen bringt das BFSG in der täglichen Praxis mit sich?
- Wie müssen Unternehmen und Agenturen zusammenarbeiten, um echte Barrierefreiheit zu erreichen?
- Wo liegt der Unterschied zwischen Marketingkampagne und wirklichen hilfreichen Tools und Entwicklungen von Unternehmen?
- Welche Verantwortung tragen wir über gesetzliche Vorgaben hinaus?
Trotz verschiedener Ausgangsperspektiven waren sich alle Panelist*innen einig: Echte Veränderung erfordert nicht nur Regelwerke, sondern vor allem Haltung, Mut zum Ausprobieren und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen.


Ganztägige Ausstellung & Beratungsangebot
Parallel zu den Workshops und dem Bühnenprogramm präsentierte unsere Best Practice Ausstellung Beispiele für verantwortungsvolles und barrierearmes Design – von barrierefreien Websites über inklusiv gestaltete Corporate Designs bis zu Prototypen. Die Beiträge kamen von SENF., kreHtiv mit Windrich & Sörgel, DRIVE – die Medienagentur, EDAD Design für Alle – Deutschland e.V., neuwaerts GmbH, vhs Hannover. Abends kamen dann die Workshop-Ergebnisse hinzu, die den Tag über von den Teilnehmenden erarbeitet wurden.
Zusätzlich gab es einen ganztägiges Beratungsangebot von Daniel Wilkens von der IHK Niedersachsen rechtlichen Fragen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetz und von Tobias Roppelt von Gehirngerecht zu Gestaltungsfragen.






Und natürlich: Netzwerken
Zum Abschluss war natürlich noch ausreichend Zeit für Get-Together bei Sekt und Snacks von Urban Catering Hannover. Hier bot sich die Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen, offene Fragen zu vertiefen und Ideen für künftige Kooperationen zu spinnen. Ein rundum gelungener Ausklang eines Tages voller Inspiration und Impulse.
Verantwortung weiterdenken
UNBLOCK DESIGN hat einmal mehr bewiesen, dass verantwortungsvolles Gestalten in Niedersachsen auf breite Unterstützung trifft. Wir danken allen Referent*innen, Workshopleiter*innen und Besucher*innen für einen Tag voller Energie und Ideen.

UNBLOCK DESIGN war eine Veranstaltung des Verbandes Niedersächsischer Kultur- und Kreativwirtschaft (VNKK), organisiert vom kreHtiv Netzwerk Hannover e. V. und gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung.
Fotos: Martin Ly
Weiterführende Links
Übersicht zum Fachtag (am besten am Smartphone)
Barrierefreiheits-Kommunikations-Bibliothek (Community) – Gehirngerecht
Aktion Mensch: Info- & Beratungsplattform
Aktion Mensch: Newsletter Inklusion
leserlich.info – How to: Inklusives Kommunikationsdesign
Servicestelle Inklusion im Kulturbereich: Inklusive Kulturarbeit: Info-Portal
Servicestelle Inklusion im Kulturbereich: Inklusive Kulturarbeit: Handbuch
Leichte Sprache und Gebärdensprache: BIK für Alle: Leitfaden zur Umsetzung von Gebärdensprache
Fotodatenbank Gesellschaftsbilder.de: Sozialhelden
Landeskompetenzzentrum für Barrierefreiheit Niedersachsen
Bundesfachstelle Barrierefreiheit: Glossar
Bundesfachstelle Barrierefreiheit: FAQ
Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Juristische Aufarbeitung des BFSG: Private Aufbereitung des BFSG eines Juristen
Aktion Mensch Guide zum Thema Barrierefreie Websites: