Bild des KulturTalks im Rahmen des Festival-Labors

Festival-Labor Hannover-Hildesheim: Ein Pilotprojekt für die Festivals der Zukunft

Spätsommernachmittag in Hannover: Überall im kreHtiv-Büro kleben Post-its mit Impulsen, an den Wänden hängen Collagen mit Zirkuszelten und Luftballons, Legobauten zeigen Prototypen. Dazwischen diskutieren Festivalmacher*innen, Kreativschaffende und Expertinnen über Nachhaltigkeit und moderne Finanzierungsmodelle. In dieser lebendigen Atmosphäre gestaltete sich der erste von zwei PowerDay–Workshoptagen, die den Kern des Projekts: „Festival-Labor Hannover-Hildesheim“ bildeten.

Das Festival-Labor möchte Festivals in den Regionen Hannover und Hildesheim dabei unterstützen, sich zukunftsfähiger aufzustellen und neue Kooperationsmodelle zu entwickeln. 

Plakat vom Workshoptag 1
Plakate des ersten PowerDays im Festival-Labor
Plakat vom Workshoptag 1
Plakate des ersten PowerDays im Festival-Labor
Plakat vom Workshoptag 1
Plakate des ersten PowerDays im Festival-Labor

„Warum nicht gemeinsam?“ – die Idee hinter dem Festival-Labor

Festivals haben in den letzten Jahren stark an gesellschaftlicher Bedeutung gewonnen – sie sind kulturelle Begegnungsorte, prägen die Identität einer Region und tragen erheblich zum wirtschaftlichen Umsatz bei. Gleichzeitig wächst der Druck auf Festivals: gesetzliche Vorgaben werden komplexer, ökologische Verantwortung ist nicht länger optional, sondern gewünscht und gewollt, Finanzierungsstrukturen schwanken und der organisatorische Aufwand steigt. Die meisten Festivalteams arbeiten ehrenamtlich oder mit knappen Ressourcen, was die Belastung zusätzlich erhöht.

Vor dieser Realität stellte sich die Frage: Wie lassen sich wachsende Anforderungen stemmen, ohne den eigentlichen Kern der Festivalarbeit aus dem Blick zu verlieren – die Leidenschaft für Musik, Kultur und Teamspirit?
Und: Wenn alle ähnliche Herausforderungen haben, warum nicht Kapazitäten, Wissen und Ressourcen bündeln? Genau aus diesem Gedanken heraus entstand das Festival-Labor. Initiiert von der Festivalszene selbst, wurde das Projekt von Musikland Niedersachsen und dem kreHtiv Netzwerk Hannover auf den Weg gebracht.

Gemeinsam weiterdenken – der cross-innovative Ansatz

Also ging es los: In gemischten Gruppen aus Festivalmacher*innen, Kreativschaffenden und Fachleuten aus den fokussierten Themenfeldern treffen unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven aufeinander. Ziel dieses cross-innovativen Ansatzes ist es, Konzepte zu entwickeln, die nicht nur auf dem Papier überzeugen, sondern später auch in der Realität ausprobiert werden können – sobald die passenden Rahmenbedingungen geschaffen und Finanzierungen gefunden sind.

Mehr als 15 Personen waren an der ersten Projektphase beteiligt – darunter Festivalakteur*innen, Kreativschaffende und Expertinnen. Mitgewirkt haben unter anderem die Internationalen Fredener Musiktage, das Fuchsbau Festival, die Hildesheimer Wallungen, das SNNTG Festival und das Rock am Deister Festival. Ergänzt wurde die Runde durch weitere Festivals aus den ersten digitalen Think Tanks. So kamen unterschiedliche Perspektiven zusammen – von Klassikformaten bis hin zu urbanen Kulturprojekten.

Vom Eisberg der Probleme zur handfesten Maßnahme

Der Weg im Labor war mehrstufig gestaltet – von den ersten Fragen bis zu konkreten Lösungsansätzen: Den Auftakt bildete ein digitales Treffen im April, bei dem Festivalteams ihre aktuellen Herausforderungen schilderten: organisatorische Hürden, die immer wieder Zeit und Energie zehren, fehlende Finanzierungsmodelle oder Ideen, die aus Mangel an Kapazitäten liegenbleiben. Aus diesem Austausch ergaben sich drei Kernthemen, die das Festival-Labor bearbeitete: ökologische Nachhaltigkeit, neue Finanzierungsmodelle und Entlastung von Festivalteams.

Im nächsten Schritt wurden Expert*innen und Kreative eingeladen, die ihr Fachwissen einbrachten und mit frischen Perspektiven an die Themen herangingen. So entstanden cross-innovative Teams, die im Juni an zwei PowerDays zusammenarbeiteten. Neun Festivalakteur*innen von fünf Festivals saßen dort gemeinsam mit fünf Expert*innen an einem Tisch. Mit Methoden wie Design Thinking, Storyboards oder der 6-Hüte-Technik wurden Ideen entwickelt, Lösungsansätze entworfen und auf Umsetzbarkeit geprüft. Zwischen den beiden Workshoptagen wurden die erarbeiteten Vorschläge von Musikland und kreHtiv priorisiert und weiterentwickelt. Am Ende entstanden erste Entwürfe für Maßnahmen, die nicht nur die drängendsten Bedarfe adressieren, sondern zugleich Impulse für die langfristige Weiterentwicklung der Festivals geben.

Drei konkrete Konzepte – und noch viele weitere Projektansätze

Die Arbeit im Festival-Labor führte zu drei Konzepten, die nun im Zentrum der weiteren Entwicklung stehen. Eine Ressourcen-Sharing-Plattform soll es Festivalteams ermöglichen, Materialien wie Technik oder Ausstattung auszutauschen, zu verleihen oder gemeinsam zu nutzen – ökonomisch sinnvoll und ökologisch nachhaltig. Mit der „N8Schicht für Festivals“ wurde ein Format adaptiert, das innerhalb einer einzigen Nacht mit Unterstützung von interdisziplinären Teams Lösungen für konkrete Aufgaben entwickelt. Zuletzt soll das „Brand Lab“ Festivals unterstützen, wertebasierte Kooperationen mit anderen Wirtschaftsakteur*innen aufzubauen, die über klassische Sponsoring-Modelle hinausgehen.

Und was kommt jetzt?

Der Abschluss der ersten Phase markiert nicht das Ende, sondern den Übergang in die nächste Stufe. In den kommenden Monaten werden die Ergebnisse weiter ausgearbeitet und strukturiert. Für das Jahr 2026 ist geplant, mehrere Pilotprojekte in sogenannten Real-Laboren auf Festivals der Region zu erproben. Noch stehen wir hier aber am Anfang: Welche Konzepte umgesetzt werden können, hängt auch von Gesprächen mit potenziellen Förderpartner*innen und den verfügbaren Ressourcen ab. Klar ist aber schon jetzt: Das Interesse an gemeinsamen Lösungen ist groß.

Einblicke vom Kulturtalk
Einblicke vom KulturTalk im PULS Hildesheim.
Einblicke vom Kulturtalk
Einblicke vom KulturTalk im PULS Hildesheim.

Bühne frei für Diskussion und Austausch

Die bisherigen Ergebnisse wurden im Sommer beim einem KulturTalk in Hildesheim vorgestellt. In einem kleinen Podiumsgespräch diskutierten Festivalmacher*innen gemeinsam mit Vertreter*innen aus Verwaltung und Politik, welche Rolle Festivals künftig in der Region Hannover-Hildesheim übernehmen können. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Festivals als Orte kultureller Teilhabe resilienter und zukunftsfähiger werden – und welche öffentliche Unterstützung es dafür braucht.

Im Anschluss lud ein offenes Netzwerktreffen, organisiert gemeinsam mit dem Klubnetz e.V., dazu ein, die Ideen weiterzudenken und neue Kontakte zu knüpfen. Bei Getränken und im direkten Austausch entstand so die Möglichkeit, die theoretischen Ansätze in persönliche Gespräche zu übersetzen.

Das Festival-Labor ist ein gemeinsames Projekt von Musikland Niedersachsen und dem kreHtiv Netzwerk Hannover. Gefördert wurde es durch das Kulturbüro Hannover, die UNESCO City of Music Hannover, den Landkreis Hildesheim, die Kulturregionale 2025, das Projektbüro Kulturregion Hildesheim und die Stadt Hildesheim.
An dieser Stelle geht ein herzlicher Dank an die Förderer für die Unterstützung – finanziell, inhaltlich und in der Ermöglichung, dieses Projekt in die Tat umzusetzen.

Du hast konkrete Fragen und möchtest mit uns ins Gespräch kommen? Du hast eine Idee, wie wir zusammenarbeiten können? Dann vereinbare hier ein Beratungsgespräch mit dem kreHtiv-Team. Schreib uns gerne schon einmal kurz, worum es geht und wir melden uns schnellstmöglich bei dir zurück.

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das kreHtiv Team
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